Review< Zurück 12.05.2009
Von Ahmed Abdalla
Tarek möchte sich auf dem Marktplatz von Tel Aviv in die Luft jagen, aber der Auslöser funktioniert nicht. So bekommt er 2 Tage Zeit die unbekannten Feinde besser kennen zu lernen. Der Film von Dror Zahavi erzählt in einer extrem vereinfachten Version einen sehr komplizierten Konflikt, bei dem es schwer ist Stellung zu beziehen.
Der Regisseur Dror Zahavi lernte sein Handwerk in Deutschland und machte sich einen Namen durch zahlreiche Fernsehproduktionen. Für seinen ersten Kinofilm, Alles für meinen Vater, begab er sich zurück in sein Heimatland Israel, um sich dort mit dem lang andauerten Israel-Palästinenser Konflikt auseinander zu setzen.
Alles für meinen Vater bricht den sehr komplexen Konflikt runter auf einen jungen, talentierten und fußballspielenden Palästinenser namens Tarek, gespielt von Shredy Jabarin, der sich auf dem Marktplatz von Tel Aviv in die Luft sprengen möchte, um die Ehre seines Vaters zu retten. Da der Auslöser seiner Bombe nicht funktioniert, bekommt Tarek die Chance ein paar Einwohner von Tel Aviv kennen zu lernen, wie zum Beispiel Katz (Shlomo Vishinski) und seine Frau, die daran zerbrochen sind, dass ihr Sohn in der Grundausbildung für das Israelische Militär gestorben ist. Tarek beginnt auch eine Liebesgeschichte mit Keren (Hili Yalon), die von ihrer jüdischen Gemeinde verachtet und bedroht wird. Nach zwei Tagen trifft ein neuer Schalter für seine Bombe ein und Tarek muss sich entscheiden ob er noch immer bereit ist sein Leben und das Leben unschuldiger Israelis zu opfern.
Alles für meinen Vater kratz meiner Meinung nach nur an der Oberfläche eines äußerst komplizierten Konflikts, in dem es sehr schwer ist Stellung zu beziehen. Dror Zahavi versucht, diesem Konflikt ein menschliches Gesicht zu geben und wirft nicht mit klassischen Stereotypen um sich. Er legt einen starken Fokus auf die Hintergrundgeschichten seiner Charaktere, um hervorzuheben, dass nicht alle Israelis unbedingt Zionisten bzw. streng orthodoxe Juden sein müssen. Katz hat sich zum Beispiel einen Namen damit gemacht hat, dass er den einzige Elektrohandel betreibt, der auch an einem Sabbat offen hat. Der Film spiegelt auch die permanente Angst der israelischen Bevölkerung wider und die damit verlorene Lebensfreude. Tarek zeigt sich trotz seines geplanten Anschlags als sehr offener und freundlicher Palästinenser -ebenfalls etwas konträr zur üblichen Darstellung. Er hilft ohne weitere Ausflüchte Katz bei der Reparatur seines Hauses und verteidigt Keren gegen die Übergriffe von ein paar orthodoxen Juden. Es scheint Dror Zahavi wichtig zu sein, Kritik am eigenen Land zu äußern und sich nicht mit klassischer Schuldzuweisung zufrieden zu geben. Er tauscht bei seinen Charakteren Hass gegen Angst und Vorurteile gegen Freundlichkeit.
Auch wenn der Film sehr ansehnlich und handwerklich perfekt ist, wirkt er trotzdem zu aufgesetzt und zu inszeniert. Er bricht, wie schon zuvor gesagt, einen komplexen Konflikt herunter auf wenige Charaktere, die sich sehr in ihrer Hintergrundgeschichte verlieren und trotzdem flach bleiben. Alles für meinen Vater ermöglicht einen winzig kleinen Einblick in die momentane Situation in Israel, die man aber auch nicht für voll nehmen kann, da der Film zu sehr von seinen inszenierten Charakteren getragen wird. Er kann leider nicht mit bahnbrechenden Filmen zu diesem Thema wie zum Beispiel Paradise Now (2004) oder The Bubble (2006) mithalten. Meiner Meinung nach wäre einiges mehr möglich gewesen, wenn man Tarek in drastischer Situation gesetzt hätte oder er sich vor kritischeren Israelis wirklich rechtfertigen hätte müssen.
Meine Wertung: |
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Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!